Franz Gerhard Wegeler
Zu Beethovens engsten Jugendfreunden gehörte der engagierte Mediziner Franz Gerhard Wegeler (1765–1848), der ab 1807 in Koblenz lebte und die Gesundheitsfürsorge im Rheinland erheblich verbessern konnte. Nach seinem Studium der Medizin in Bonn und Wien kehrte er 1789 nach Bonn zurück und wurde Professor für Geburtshilfe und Rektor der kurfürstlichen Universität. Nach der Auflösung der Universität aufgrund der Eroberung Kurkölns durch die französischen Revolutionstruppen war er für einige Jahre als praktischer Arzt tätig und übersiedelte schließlich nach Koblenz. Hier setzte er sich erfolgreich für die Verbesserung der allgemeinen medizinischen Versorgung der Bevölkerung ein. Um der hohen Säuglingssterblichkeit zu begegnen, führte er einen systematischen Unterricht für Hebammen ein. Auch um die Bekämpfung der Pocken machte er sich verdient. Sie waren in dieser Zeit zur gefährlichsten Infektionskrankheit in Europa geworden. Nachdem Wegeler von Edward Jenners (1979–1823) Erfolgen bei der Impfstoffgewinnung erfahren hatte, veranlasste er die möglichst flächendeckende Aufklärung der Ärzte und eine reihenhafte Impfung von fast 10 000 Kindern. Für sein Engagement wurde er vielfach geehrt und auch in der Bevölkerung war er sehr beliebt.
Die beiden Jugendfreunde Beethoven und Wegeler vertieften in ihren gemeinsamen Wiener Jahren (1794–1796) ihre Freundschaft und es verging kaum ein Tag, an dem sie sich nicht sahen. In späteren Jahren pflegten sie engen Briefkontakt.
Nach Beethovens Tod veröffentlichte Wegeler 1838 gemeinsam mit Ferdinand Ries (1784–1838) im Koblenzer Karl Baedeker-Verlag das Buch „Biographische Notizen über Ludwig van Beethoven“, in denen die beiden Autoren ihre persönlichen Erinnerungen festhielten und die an sie gerichteten Briefe des Komponisten veröffentlichten. Noch heute stellt diese Publikation eine der wichtigsten Quellen zu Beethovens Leben dar. Wie Franz Gerhard Wegeler selbst, so blieben auch seine Nachfahren dem Andenken an Beethoven verbunden und sorgten für die Erhaltung der im Familienbesitz befindlichen Erinnerungsstücke. Franz Gerhard Wegelers Enkel, Geheimrat Julius Wegeler (1836–1913) gründete die Julius-Wegelersche-Familienstiftung, um die Briefe, Notenmanuskripte und Souvenirs, die an Beethoven erinnern, als geschlossenen Bestand zu erhalten. Seit 1998 befindet sich diese Sammlung im Beethovenhaus Bonn. Nach seinem Eintritt in die Sektkellerei Deinhard & Jordan 1857 und seine Heirat mit Emma Deinhard (1838–1904), der Enkelin des Firmengründers, legte Julius Wegeler den Grundstein für den Erfolg des Hauses Deinhard & Co., das zu einer der renommiertesten Wein- und Sektkellereien Deutschlands wurde.
Auch im 20. Jahrhundert blieb die Familie Wegeler-Deinhard im Bereich der Musik und Kulturförderung in Koblenz engagiert. Anlässlich des 175. Firmenjubiläums der Sektkellerei im Jahr 1969 initiierte sie die Gründung der Deinhard-Stiftung mit dem Ziel, das Geburtshaus der Mutter Beethoven instand zu setzen und in ein Museum umzuwandeln. Nach dem Verkauf des Unternehmens an die Sektkellerei Henkell & Co. 1997 kam auch die Stiftung unter deren Dach, wo sie heute noch besteht und zum Erhalt des Museums Mutter-Beethoven-Haus beiträgt.
(Bild und Text [leicht verändert] entnommen aus: Kämpken, N. und Bettermann, S.: Franz Gerhard Wegeler und seine Familie – Musik und Kulturpflege in Koblenz. In: von der Bank, M. [Hrsg.][2020]: Museum Mutter-Beethoven-Haus. Petersberg 2020)